Bruckmann & Söhne, Heilbronn 1805-1973
Die Silberwarenfabrik wurde von Georg Peter Bruckmann (1778–1850) im Jahr 1805 begründet. Nach dem Tod des Gründers führte dessen Sohn die Geschäfte fort und vererbte den Betrieb 1887 an seine Söhne Ernst und Peter Bruckmann (1865–1937), unter denen die Fabrik ihre Blüte erfahren sollte. Der Schwerpunkt der Produktion lag auf echtsilbernen Tafelgeräten und Bestecken sowie auf versilbertem Besteck.
Nach 1923 ging das Unternehmen auf die vierte Familiengeneration über. Unter Peter Bruckmanns Sohn Dietrich Bruckmann (1896–1967), Besitzer seit 1937, gelang nach dem Zweiten Weltkrieg wieder der Anschluss an konkurrierende Unternehmen, die keine kriegsbedingten Zerstörungen zu erleiden gehabt hatten. Dietrich Bruckmann wurde 1955 für seine Aufbauleistung als erster Heilbronner Bürger mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Nach Dietrich Bruckmanns Tod wurde das Unternehmen 1968 an die niederländische Gerofabrik verkauft, die den Sitz 1970 nach Neckarsulm verlegte, Belegschaft abbaute und bereits im Jahr 1973 Konkurs anmeldete.
Hans Christiansen, 1866-1945
Hans Christiansen war Maler, Graphiker, Entwerfer für Kunsthandwerk und kunstgewerbliche Gebrauchsgegenstände und darüber hinaus Schriftsteller.
Seine Ausbildung begann zunächst mit einer Lehre als Dekorationsmaler, danach war er in Hamburg in einem Geschäft für Innendekoration tätig. Es folgte ein Studium an der Kunstgewerbeschule in München. 1889 kehrte Christiansen nach Hamburg zurück, übernahm einen Lehrauftrag als Fachschullehrer und arbeitete als selbständiger Dekorationsmaler. 1895-99 verbrachte er, nachdem er sein Hamburger Geschäft aufgegeben hatte, einige Studienjahre in Antwerpen und in Paris an der Académie Julien. In diesen Jahren begann sich Christiansen zunehmend für das Kunstgewerbe zu interessieren.
1897 zeichnete er für die neu erschienene Münchner Zeitschrift "Jugend" Buchschmuck. Auf Bitten des Darmstädter Verlegers Alexander Koch nahm Christiansen 1898 an der "Darmstädter Kunst - und Gewerbeausstellung" teil und noch im selben Jahr warb ihn der Großherzog Ernst Ludwig persönlich als Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie. Auf der Weltausstellung in Paris 1900 war er im "Darmstädter Zimmer" mit Glasfenstern, Schmuck, Lederarbeiten und Wirkereien vertreten.
Im Rahmen der Künstlerkolonie entwarf Christiansen 1901 zusammen mit Joseph Maria Olbrich sein Wohnhaus "In Rosen", für das er auch die vollständige Inneneinrichtung gestaltete. Auf Grund von Unstimmigkeiten verließ Christiansen bereits 1902 die Künstlerkolonie, blieb aber zunächst in Darmstadt. Seine Entwurfstätigkeit im Bereich des Kunstgewerbes konzentrierte sich nun zunehmend auf die Textilkunst. Auch der Malerei wendete sich Christiansen wieder vermehrt zu. Nach dem Verkauf seines Hauses auf der Mathildenhöhe zog er 1912 nach Wiesbaden, wo er sich fast ausschließlich der Malerei und philosophischen Schriften widmete.
Richard Riemerschmid, München 1868-1957
Richard Riemerschmid ist als Innenausstatter, Möbelentwerfer und Architekt einer der wichtigen Vertreter des deutschen Jugendstils. Als Mitbegründer des Deutschen Werkbunds und anderer Verbindungen hat Richard Riemerschmid die Gestaltung der deutschen Wohn- und Lebenswelt in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entscheidend mitgeprägt. Richard Riemerschmid studiert bis 1890 an der Akademie der bildenden Künste in München. Danach ist er dort als freier Kunstmaler tätig. Er schreibt für die Zeitschrift "Jugend".
1898 ist Richard Riemerschmid Mitbegründer der Vereinigten Werkstätten für Kunst im Handwerk in München. Er gestaltet erste Inneneinrichtungen, so 1899 den Musiksalon für die Kunstausstellung in Dresden.
1902 ist Richard Riemerschmid an der Gründung der Gartenstadtgesellschaft beteiligt, 1907 gründet er mit Peter Behrens, Peter Bruckmann, Josef Maria Olbrich, Fritz Schumacher und Hermann Muthesius den Deutschen Werkbund. Von 1907 bis 1913 leitet Richard Riemerschmid den Bau der ersten deutschen Gartenstadt in Dresden-Hellerau. Ab 1909 ist er zudem am Bau der Gartenstadt in Nürnberg beteiligt. Ab 1913 ist Richard Riemerschmid Direktor der Kunstgewerbeschule in München, 1925-1931 ist er Leiter der Kölner Werkschulen. 1900/01 baut Richard Riemerschmid das Schauspielhaus in München, ebenda 1927 das Funkhaus "Deutsche Stunde in Bayern". 1928 erbaut Richard Riemerschmid auf der "Pressa"-Ausstellung in Köln den Pavillon für den Verlag Reckendorf.
Der Goldschmied und Kunstgewerbler Karl Groß studierte 1885-88 an der Münchener Kunstgewerbeschule und war bis 1896 als Gehilfe in der Goldschmiedewerkstätte von Fritz von Miller tätig. 1898 wurde er als Lehrer an die Kunstgewerbeschule Dresden berufen, ab 1899 war er ständiger Aussteller in den Dresdener Kunstausstellungen.
1908 wurde er zum Professor für Architekturplastik an der Dresdener Kunstgewerbeschule ernannt, ab 1914 war er Direktor der Schule. Zu seinen wichtigsten Werken gehört der Entwurf des Dresdener Ratssilbers.
Adolf Amberg, 1874-1913
Der Bildhauer und Entwerfer für das Metallgewerbe Adolf Amberg studierte an der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin, dann an der Académie Julian und anschließend an der Akademie Berlin, wo er Meisterschüler von Ludwig Tuaillon wurde.
1894-1904 war er als Bildhauer und Modelleur bei P. Bruckmann & Söhne in Heilbronn tätig. In Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Otto Rieth gestaltete er die große silberne Fontäne "Die deutsche Musik", die 1900 auf der Pariser Weltausstellung zu sehen war.
Nach seinen Entwürfen wurde 1903 das Aachener Ratssilber gestaltet. Neben den 1904-5 entworfenen und 1908-10 angekauften und von der KPM Berlin ausgeformten Modellen für den "Hochzeitszug" lieferte Amberg im Jubiläumsjahr 1913 der KPM den Entwurf zu einer Statue, die Kaiser Wilhelm II. zu Pferde zeigt.
Friedrich Adler, 1878-1942
Adler studied in Munich with Hermann Obrist and Wilhelm von Debschitz in 1904-1907.
Between 1910 and 1913 he worked as designer and applied arts artist for different companies, such as: the Silberwarenfabrik P. Bruckmann & Söhne in Heilbronn, the Metallwarenfabrik für Kleinkunst "Osiris" of Walter Scherf and for the Kunstgewerbliche Metallwarenfabrik "Orion" owned by G. F. Schmitt in Nürnberg. He died in the Auschwitz concentration camp in 1942.
Paula Straus, Stuttgart 1894-1943 (Auschwitz)
Die Goldschmiedin Paula Straus, Mitglied des Deutschen Werkbundes, gehört zu den bedeutendsten Vertretern der deutschen Gold- und Silberschmiedekunst der 20er und 30er Jahre. Sie war Meisterschülerin von Paul Haustein an der Kunstgewerbeschule Stuttgart, wo sie bis 1921 studierte.
Als Entwerferin für die Silberwarenfabrik P. Bruckmann & Söhne in Heilbronn war sie ab 1924/5 tätig. 1929 bekam sie einen Lehrauftrag an der Staatl. Hochschule für Handwerk und Baukunst in Weimar. 1935 übersiedelte sie nach Stuttgart, wo sie ein Schmuckwarengeschäft gründete, das 1939 aufgegeben werden musste. Ihre Versuche zur Emigration scheiterten 1938, es folgten Zwangsverkäufe ihrer Immobilien in Stuttgart und Gundelfingen. Paula Straus arbeitete fortan als Küchenhilfe im jüdischen Altersheim. Buttenhausen/Münsingen und leitete ab 1941 das jüdische Altersheim in Haigerloh. 1942 wurde sie nach Theresienstadt deportiert, 1943 in Auschwitz ermordet.
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